Tuesday 23 August 2011

Merkt euch die Gesichter gut!


17. August 2011 - Liebe Leser, liebe Wutbürger! Ich denke, es braucht nicht darauf eingegangen zu werden, was Merkel mit Sarkozy ausgeheckt hat, und was wieder einmal an ihrem Schwur gemessen werden sollte, Schaden vom Volke abzuwenden und seinen Nutzen zu mehren. Oder was eine Ministerin Ilse Aigner für ein politisches Ei gelegt hat, indem sie den Legehennen-Batterien eine 'Übergangsfrist' bis 2035 (sic!) gewährt. Was immer den politischen Schrumpfköpfen entspringt: wir können sicher sein, daß das Gegenteil davon wahr ist, daß das Volk nie gefragt wird, und daß weder Schaden von ihm abgewendet noch dessen Nutzen gemehrt wird. Genau das Gegenteil ist der Fall. Merkt euch die Gesichter gut! (Reinhard Mey)
Heute will ich einfach davon erzählen, daß ich mir gern z.B. von Flohmärkten Bücher besorge, die noch nicht der Befreiungsprozedur der Siegermächte anheim gefallen sind. Im Moment habe ich eine Ausnahme aus dem Jahre 1947. Es handelt sich um ein vergilbtes Büchlein von Dr. Ernst Schwarz mit dem Titel "Vorbei - Rückschau und Ausblick". Herausgekommen beim Freiheit-Verlag Heidelberg, Ausgabe für die französische Besatzungszone.
Es findet sich noch folgender Vermerk: G.M.Z.P.O. Ich denke, dies hat nichts mit einer Germanischen ZPO zu tun, sondern mehr mit der zweiten Zeile, die da lautet: "Visa No. 1808/P de la Direction de l'Education Publique Autorisation Nr. 2152 de la Direction de l'Information." Und das ist bestimmt genauso gut wie eine Absegnung durch die SHAEF-Gesetze, denn damit haben wir astreine Siegerliteratur, die sich, wie wir alle wissen, der Wahrheit ganz besonders verpflichtet fühlt oder etwa nicht? Sei's drum, es finden sich nach der genehmigten Prosa eine ganze Anzahl von Zitaten, von denen ich hier eins ebenfalls zitieren will. Es handelt sich um einen Beitrag von Josef Görres (bitte googeln) aus der fingierten "Proklamation Napoleons an die Völker Europas vor seiner Abreise nach Elba", erschienen im Rheinischen Merkur im Mai 1814. Ich halte diese Zeilen für einen Leckerbissen der politischen Literatur, von den Siegern genehmigt, also völlig unverfänglich. Der Beitrag lautet:

Wenn andere mit ihrem Glücke kärglich bis zum Ende ihres Lebens hausgehalten, dann ist solche sparsame Geizigkeit ein Abscheu mir gewesen. Mäßig sonst in allem und gelassen, habe ich darin kein Maß anerkennen wollen. Freigiebig habe ich verschwendet, was die Gestirne mir zugeteilt....Es schien mir größer, das Werk meines Lebens in verachtendem Stolze dem Untergange hinzuwerfen, als mit schwacher demütiger Nachgiebigkeit es dem Verderben zu entziehen.
Der Anfang meiner Laufbahn ist in eine jener Zeiten hineingefallen, wo die Menschen sich übermütig nach einem Zustand der Dinge sehnen, dem ihre Erbärmlichkeit doch nicht gewachsen ist. Verfassungen sollten gegründet werden, die nie in der Welt gewesen sind und nimmer darin kommen werden. Alle die kleinen Bächlein fremden Rufes, geschickt habe ich sie in mein eigenes Bett geleitet, bis der Strom meines Ruhmes angewachsn und brausend durch alle Lande ging...
Nur meine Netze durfte ich stellen, und sie liefen mir wie scheues Wild von selbst hinein. Ihre Ehre hab ich ihnen weggenommen, und der meinigen sind sie darauf treuherzig nachgelaufen. Untereinander haben sie sich erwürgt, und glaubten redlich ihre Pflicht zu tun. Leichtgläubiger (als die Deutschen) ist kein Volk gewesen und törichttoller kein anderes auf Erden. Aberglauben haben sie mit mir getrieben und als ich sie unter meinem Fuß zertrat, mit verhaßter Gutmütigkeit mich als ihren Abgott noch verehrt...Ihr müßig gelehrtes Volk hat alle seine hohlen Gespinste in mich hineingetragen, und bald als das ewige Schicksal, den Weltbeglücker, die sichtbar gewordene Idee mich aus Herzensgrund verehrt. Lehrbücher haben sie auf mich gebaut, und neue Weltsysteme... Das Volk hat mir ein Lebehoch gerufen, wenn es blutend wie ein Wurm sich unter dem Hufe meines Pferdes wand. Keine Lüge ist so grob ersonnen worden, der sie nicht in unbegreiflicher Albernheit Glauben beigemessen hätten. Nichts Schandbares für sie ist vorgegangen, dem sie nicht eine schöne Seite abgewonnen. Über alles haben sie zu trösten sich gewußt; nachdem ich sie hundertmal betrogen, haben sie mir immer ihr Köstliches in Verwahr gegeben... Geglaubt haben sie an mich in fester Halsstarrigkeit, da doch von Anfang an nichts glaublich an mir gewesen...Als ich sie kennen lernte, hab ich sie stets verachtet, und als Lakaien sie behandelt. Durch ihre Habsucht sind sie verdorben worden... Die törichte Mißgunst, womit sie sich untereinander angefeindet, hab ich zu meinem Gewinste wohl gehegt; immer haben sie mehr Erbitterung gegeneinander als gegen den wahren Feind gezeigt. Affen sind sie seit lange schon gewesen, und so haben sie auch meine Größe nachgeäfft. Alle Greuel des Despotismus haben sie mir abgelernt....Die Jugend, die ich in dem rechten Geiste hatte erziehen lassen, war mir unterdessen im Gehorsam zugewachsen; waren die Väter elend, dreimal elend fand ich die lieben Söhne. Meine Redner sprachen wacker mit zwiefachgespaltener Zunge, und so wurde mir der höchste Triumph meiner Herrlichkeit.... Mit dem Netze meiner geheimen Polizei habe ich sie überworfen, und ob ich nie etwas Rechtes gewußt, haben sie doch mich für allwissend gehalten. Ob ich gleich nie anderes erfahren, als was meine Freunde in ihrer Mitte mir gesagt, glaubten sie doch, ich spähe in ihres Herzens Grunde. Da sie aus eigenem Triebe jeden meiner Winke sich zum Gesetz gemacht, glaubten sie, ich müsse wohl ihr vom Himmel gesandter Herrscher sein. Da sie als Geißel Gottes mich erkannten, hielten sie dafür, ihr Rücken sei zugleich für diese mitgeschaffen worden. Auch sind sie mitgezogen treulich, wohin ich sie geführt, und haben ausgehalten bis auf die allerletzte Spitze.....Was sonst die Menschen zu scheuen pflegen, in schwere Unternehmungen sich einzulassen, das hat mir allzeit ein leichtes Ding gedeucht. Wie die Römer hab ich zur Regel mir gemacht, den Krieg fern vom eigenen Lande hinzutragen. Ich wußte gleich ihnen, daß ich nur in der Heimat zu verderben war. Darum ging ich gegen den Osten aus, und meine Bundesgenossen liefen treulich mit nebenan, um die verruchten Barbaren auszurotten....Wie ein fressend Raubtier zog die Flamme vor mir her, gleich den Würgengeln folgten meine Dienstbaren...
So bin ich denn auch auf jenem Winterzuge dem Tode gleich vor meinem Heere vorangezogen; Gedanken des Todes hab ich gedacht, wie ich den Schwächlingen sie nicht enthüllen mag. Nur die Feigheit in des Menschen Herzen ist ein unbegreiflich Wunder mir geblieben, daß von so viel Tausenden, die um mich her gefallen, nicht einer gegen den Urheber seines Elends die zornentbrannte Wut gewandt. Sie starben; aber sie starben mit Ehre gleich Hasen und blödem Schafvieh. Was ich dort vollbracht, desgleichen hat die Geschichte in ihrer Spinnstube noch nicht erlebt... Ich erwartete, das feige Volk würde sich nun allerwärts erheben, und auf seinen Gott sich ein Vertrauen fassen; aber sie blieben still und eingezogen. Da sah ich erst, wie gut mein Werk gelungen.....


Quelle:http://www.lutzschaefer.com/index.php?id_kategorie=8&id_thema=246 

No comments:

Post a Comment